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Geschichte – Der grüne Luftballon

Kurzbeschrieb

Giovanni lässt ein grüner Luftballon mit vielen Wünschen in den Himmel steigen. Und tatsächlich ein Paket wurde der armen Familie zugesandt.

Detailbeschrieb

Geschichte – Der grüne Luftballon

Alle Kinder waren in der Schule. Nur Giovanni, ein Italienerbub, acht Jahre alt, stand mutterseelenallein auf einem Hügel und starrte angestrengt zum Himmel hinauf. Dort oben war ein winziger, grüner Punkt. Seinetwegen hatte Giovanni die Schule geschwänzt. Es war ein grüner Luftballon. Giovanni hatte zwanzig Lire geopfert, um ihn kaufen zu können. Das war eine Menge Geld für Giovanni! Trotzdem hatte er den Luftballon gekauft - nur so, zum Davonfliegen – oder hatte es einen anderen Grund?

Giovanni hatte niemandem erzählt, was er damit anfangen wollte. Heimlich hatte er einen Brief geschrieben und ihn an der Schnur des Luftballons angebunden. Und als alle Kinder in der Schule waren, hatte er sich fortgeschlichen, um auf dem Hügel seinen Luftballon steigen zu lassen. Euch nimmt es sicher auch Wunder, was der Giovanni in seinem Brief geschrieben hat – oder? –

Scharleiter*In liest vor:

„Lieber Gott“, in ein paar Wochen bekomme ich einen kleinen Bruder. Wir sind sechs Kinder, und meine Eltern haben wenig Geld. Der Kleine muss mit Pedro und mir zusammen schlafen, weil wir nicht genug Bettzeug haben. Bitte, lieber Gott, mach doch, dass ich dem kleinen Bruder einen Strohsack mit Bettzeug zurechtmachen kann! Es darf ruhig etwas Gebrauchtes sein! Ich wohne in Brindisi in Italien. Dein Giovanni Rossi.“

So hatte Giovanni geschrieben, und er hoffte, dass der, welcher den Brief findet ihn auch lesen kann.

Und als der kleine grüne Punkt in der Höhe verschwunden war, trottete Giovanni voll Zuversicht nach Hause: Gott wird helfen.

Die nächsten Tage waren für Giovanni nicht leicht zu ertragen. Er wartete voll Spannung. Aber nicht das Geringste geschah. Es war, als ob es seinen grünen Luftballon niemals gegeben hätte. Das einzige, was sich ereignete, war, dass er nachsitzen musste, weil er die Schule geschwänzt hatte.

Aber dann geschah doch etwas. Es war am vierten Tag, nachdem er den Luftballon losgelassen hatte. Schon von weitem erkannte Giovanni den Paketkarren des Pösteler vor seinem Elternhaus.

Aufgeregt stürmte Giovanni ins Haus. Drinnen war die ganze Familie in der Küche versammelt. Mitten auf dem Tisch lag ein Paket – ein grosses Päckli. Vater Rossi redete mit dem Pösteler und zwar nicht leise – er sagte: „Du willst Pösteler sein, Antonio, und begreifst nicht einmal, dass dieses Paket unmöglich für uns sein kann?“ Der Briefträger rollte die Augen. „Du Dummkopf!“„Kannst du nicht lesen? Rossi - Familie Rossi! Da steht es!“

„Jawohl, so heißen wir. Aber wir kennen niemand in Rovigo. Und geschenkt nehme ich nichts, das weißt du! Nimm das Paket wieder mit!“

Giovanni hielt es nicht länger aus. „So macht das Paket doch auf!“ dann werden wir sehen, ob es für uns ist oder nicht!“

„Also los !“ sagt darauf Vater Rossi – und der Pösteler öffnete das Packet.

Als er den Deckel zurückschlug, wurde es ganz still in der Küche. Und alle sahen, wie es weiß aus dem Karton herausleuchtete: Windeln; Bettzeug und winzige Kinderwäsche! Nicht gerade nagelneu, aber ganz und sauber. Ein Schatz für die Familie Rossi! Die Augen der Mama leuchteten.

Der Giovanni dachte: War es nicht wie ein Wunder, dass Gott ausgerechnet in San Marino, viele hundert Kilometer von Brindisi entfernt, ein Paket für die Familie Rossi zur Post gab? Ein Glück, dass wenigstens kein Absender angegeben war, dachte Giovanni. Nun konnte der Vater das Paket nicht zurückschicken!

Nach dieser Aufregung schlich Giovanni sich leise hinaus –  Rasch, rasch eilte er zu dem Hügel, wo er vor vier Tagen den grünen Luftballon lostgeschickt hat und schaut dankbar und glücklich zum Himmel hinauf.