Willkommen auf jubla.netz! Hier geht’s zur Anleitung.

Predigt - Mit Geschichte der farbigen Brille

Farbige Brille

Kurzbeschrieb

Wer modern sein will, trägt eine farbige Brille von Antonio und sieht die Welt in ihrer Liebblingsfarbe. Plötzlich behaupten einige, dass die Welt nur noch in ROT oder GRÜN zu sehen sei - alles andere falsch sei.

Zum Glück bemerkt Antonio, dass die Wahrheit nur in der Vielfalt zu erkennen ist...

Detailbeschrieb

Liebe Kinder und Jugendliche der Jubla, liebe Gottesdienstbesucher*innen

Im Evangeliums-Text haben wir gehört, dass niemand eine Lampe anzündet und sie dann unter einen Topf stellt. Ist ja logisch, sonst sieht man das Licht gar nicht mehr und alles wäre nur dunkel. Eine Lampe muss möglichst weit oben hingestellt werden, dass so der Raum gut ausleuchtet wird. Und mit dem hellen Licht erkennen wir die tollen Farben.


Bemerkung zu den Kindern:

Sag mal, was ist eigentlich deine Lieblingsfarbe?

(Zu den Kindern gehen…)

Rot oder blau oder grün???


Ich erzähle euch jetzt eine Geschichte über Antonio.

Antonio war ein alter Mann, der hatte zu Hause einen wunderschönen Blumengarten.

Viele bunte Farben haben ihn jeden Morgen erfreut, wenn er in seinem Garten gewesen war. Rote Rosen, gelbe Sonnenblumen, orange Lilien, violette Tulpen usw.

Antonio genoss die farbige Vielfalt der Schöpfung. Aus allen Ecken leuchtete diese Blumenpracht und so sass Antonio stundenlang im Garten und bestaunte diese farbige Schönheit.

Doch irgendeinmal, da bekam der alte Antonio eine ganz seltene Augenkrankheit.

Wegen dieser Krankheit konnte er alle Farben nicht mehr unterscheiden. Die roten Rosen erschienen ihm nicht mehr rot, sondern nur noch grau. Auch die gelben Sonnenblumen, die orangen Lilien und die violetten Tulpen hatte er nur noch in Grau gesehen. Die ganze Welt erschien ihm nur noch GRAU, GRAU, GRAU, GRAU.

Da wurde Antonio natürlich sehr traurig. Vor allem die roten Rosen vermisste er sehr, denn ROT war seine Lieblingsfarbe.

Traurig überlegte er sich, was er jetzt machen könnte. Da fiel ihm auf einmal eine gute Idee ein.

Er sagte sich: „He, ROT ist ja meine Lieblingsfarbe… Ich werde mir eine Spezialbrille basteln, damit die Welt für mich nicht GRAU, sondern nach meiner Lieblingsfarbe in ROT aussieht.“

Sofort hatte er sich an seiner Werkbank eine grosse Brille angefertigt und die Gläser mit einer speziellen, roten Farbe bestrichen.


(grosse BRILLE ANZIEHEN)


Und tatsächlich, - als er durch die Brille sah, da rief er begeistert: „Wau, jetzt sehe ich wirklich wieder meine Lieblingsfarbe ROT… Alles ist ROT. Die Kirchenbänke sind ROT, die Orgel ist ROT und sogar alle Leute sind ROT. Judihui, ich sehe jetzt meine Lieblingsfarbe wieder.“

Antonio freute sich enorm. Er lud viele Freund*innen ein und erzählte ihnen alles.

Die Freund*innen schauten sich dann die Brille sehr interessiert an und als dann der erste fragte, ob Antonio ihm auch eine solche spezial Brille anfertigen könne, da wollten auf einmal alle anderen auch eine haben.

Natürlich durften sich alle ihre Lieblingsfarbe aussuchen.

Die einten hatten eine grüne, die anderen eine blaue oder orange Brille gewünscht. Alle gemäss ihren Lieblingsfarben.

Und nach einer Woche hatte Antonio für alle Freund*innen farbige Brillen mit ihren Lieblingsfarben angefertigt. Uii, das war natürlich ein riesiges Fest. Jetzt haben alle Freund*innen von Antonio die Welt durch die farbigen Brillen genau so gesehen, wie sie sich das eben ausgewählt haben. Für diejenigen, welche eine blaue Brille angezogen haben, bekamen die Rosen einen blauen Glanz. Auch die Milch erschien dann blau.


Bemerkung zu den Kindern: Super, he, wenn du alles so in deiner Lieblingsfarbe sehen kannst.


Natürlich sprach sich das schnell herum. Und alle Leute sagten:

„Geh zum Antonio und kauf dir eine farbige Brille, dann wirst du die Welt in deiner Lieblingsfarbe sehen…“

Da hatte Antonio natürlich sehr viel Arbeit. Und schon bald musste er ein paar Leute für diese Spezial-Anfertigungen anstellen.

Die Leute wollten immer noch farbigere Brillen kaufen, denn schliesslich gehörte eine solche Brille nun plötzlich zur MODE.

Wer nicht so eine farbige Brille von Antonio hatte, war nicht mehr "IN" gewesen.

Nach einem halben Jahr hatten alle Leute eine solche Brille getragen. Und jede Person hatte am Abend dem andern erzählt, mit welcher Farbe die Welt gesehen wurde.

Die einten sagten: „Heute habe ich eine violette Kuh gesehen.“

Die anderen erwiderten: „Ja, das ist ja noch gar nichts, denn heute habe ich einen gelben Kaffee getrunken und dazu einen gelben Schokoladenkuchen gegessen.“

Je verrückter die Leute solche farbigen Sachen sahen, desto mehr hatten sie Grund genug, um zusammen laut zu lachen.

So ging Woche für Woche vorbei und Antonio hatte immer mehr Brillen zum Anfertigen beauftragt bekommen.

Doch irgendeinmal war es gar nicht mehr so aussergewöhnlich, dass die Kuh violett, der Käse blau und die Milch grün aussah. Denn für diejenigen, welche z.B. die violetten Brille Monat für Monat getragen hatten, - ja für diejenigen war wirklich alles violett gewesen und man konnte noch lange behaupten, dass die Milch nicht violett, sondern mit der roten Brille eben ROT aussah. Es nutzte alles nichts, denn für diejenigen mit der violetten Brille war alles nur noch violett und nicht ROT, oder BLAU oder sogar GÄGELIGÄL gewesen.

Und schon bald hatte jede Person das Gefühl, nur seine/ihre Wahrnehmung sei die richtige und alle anderen würden lügen.

So kam es, dass die Leute mit der Zeit Farben-Gruppen bildeten. So, dass sich alle z.B. mit den roten Brillen zusammen setzten und in anderen Gruppen sich nur noch Personen in ihren entsprechenden anderen Brillenfarben versammelten.

Schon bald sprach man von verschiedenen Menschengruppen. Solche mit den GRÃœNEN oder den BLAUEN oder den GELBEN oder ... ROTEN oder den PINKIGEN oder Violetten oder.... Brillenfarbe.

Es ging nicht lange, bis sich die verschiedenen Gruppen miteinander zerstritten, weil jede Farbengruppe behauptete, dass nur sie im Recht seien und nur ihre Farbe die wahrhaftig RICHTIGE sei.

Manchmal warfen sich die verschiedenen Gruppierungen einander Schimpfwörter an den Kopf und taten sich gegenseitig weh.

 

Dies machte Antonio sehr traurig. Er zog mit Tränen in den Augen seine Brille ab und lud seine Freund*innen ein.


(BRILLE ABZIEHEN)


Zu ihnen sagte er, dass dies so nicht mehr weitergehe.

Man müsse die Leute wieder motivieren, die Welt ohne die gefärbten Brillen anzuschauen.

Denn schliesslich sei die Welt ja gerade wegen den verschiedenen Farben so schön.

Es gäbe eben nicht nur eine Farbe, welche für alle Gegenstände die Richtige sei. Sondern gerade wegen der Vielfalt der verschiedenen Farben käme die Schönheit der Wahrheit richtig ans Licht.

Nach diesen Worten zogen auch die Freund*innen von Antonio ihre farbigen Brillen ab und erkannten, dass es eigentlich viel schöner sei, wenn man die Welt in den verschiedenen Farben sieht.


Und wenn ihr, liebe Jungwacht- und Blauringkinder einmal einer Person begegnet, welche euch überzeugen will, dass alles nur BLAU oder VIOLETTE oder aus einer anderen Farbe zu sehen sei, dann sagt dieser Person doch bitte, dass das nicht stimmt und sie ihre eingefärbte Brille abziehen soll.

Denn die Wahrheit erkennt man nur in den verschiedenen Farben.

AMEN

Geschichte von Andreas Stalder / Grosswangen