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Grenzen
Jeder Mensch hat persönliche Grenzen. Berührungen oder Gesprächsthemen, die für jemanden ganz normal sind, können für jemand anderen sehr unangenehm sein.
Es ist wichtig, die individuelle Grenze jedes einzelnen Menschen zu respektieren. Für Aktivitäten und Spiele, die Grenzverletzungen darstellen können (wie z.B. Massage, Sauna, Kampfspiele), sollten immer Alternativen angeboten werden. Alle TN sollen selber entscheiden können, an welchen Aktivitäten sie teilnehmen wollen. Bewusst gewählte Spiele können aber auch dabei helfen, die einzelnen Menschen mit ihren eigenen Grenzen vertraut zu machen.
In Jungwacht Blauring treffen Jubla-Mitglieder in unterschiedlichen Rollen (Kinder, Teilnehmende, Leitungs- und Begleitpersonen) aufeinander, allesamt Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Erfahrungen – und Grenzen. Dieser Beitrag soll ein Bewusstsein und Verständnis schaffen für die individuellen Grenzen eines jeden Menschen. Ein aufmerksames Verhalten und Hilfestellungen für präventive Massnahmen sollen dazu beitragen, Grenzverletzungen, sexuelle Ausbeutung und sexuelle Übergriffe zu verhindern.
Jede Grenzverletzung ist eine schlimme Erfahrung. Sie passieren aber manchmal auch ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Im Umgang mit Grenzverletzungen können daher folgende Überlegungen helfen:
Grenzen sind individuell.
Sucht die Diskussion über eigene Gefühle, Körperkontakt und das Thema Grenzen. Jedes Bewusstsein schafft Prävention.
Schützt und respektiert die eigenen und fremden Grenzen.
Was sind denn Verdachtsmomente?
Grenzen sind ein sehr aktuelles Thema in unserer Gesellschaft und daher auch in der Jubla. Auf der einen Seite gibt es die Grenzverletzungen, die von allen von uns unbeabsichtigt begangen werden. Ein falsches Wort eine falsche Bewegung. Auf der anderen Seite gibt es die Taten mit strafrechtlicher Relevanz, die von Täterinnen und Tätern bewusst herbeigeführt werden. In der Prävention spricht man hier von zwei verschiedenen Bereichen, dem grauen und roten Bereich.
Grauer Bereich - Irritationen
In den Graubereich gehören alle Situationen, die heikel sind oder Irritationen auslösen, in denen sich eine Person unwohl fühlen könnte und allgemein Situationen bei deinen persönliche Grenzen überschritten werden. Solche Situationen können sein: Duschen im Lager, Taufe von Leitungspersonen, Spiele mit viel Körperkontakt, Schlafsituationen usw. Solche Momente gehören zum Scharleben dazu und sollen nicht einfach, aus Angst etwas Falsches zu machen, vermieden werden. Wichtig ist aber, dass man sich in der Vorbereitung über mögliche Grenzverletzungen bewusst ist, sich sorgfältig vorbereitet und mit dem Team abspricht, wie diese Situationen gestaltet werden. Wieso also in einem Hock nicht mal besprechen, wie man das Duschen im Lager handhaben will, damit sich alle wohl fühlen? Ein Spiel mit viel Körperkontakt kann ein idealer Moment sein, um mit den Teilnehmenden über das Thema Grenzen zu sprechen, gemeinsame Regeln zu definieren und entsprechend zu sensibilisieren.
Roter Bereich - strafrechtliche Relevanz
In diesen Bereich gehören alle Situationen, die vom Gesetz her verboten sind. Eine Grenzüberschreitung liegt (beispielsweise) dann vor:
wenn eine Person (gezeigt mit Worten und/oder Gesten) mit der Handlung nicht einverstanden ist. Es kann sich dabei zum Beispiel um Nötigung oder sexuelle Belästigung handeln.
wenn ein Machtgefälle besteht und insbesondere dann, wenn sich die eine Person noch im Schutzalter (U16) befindet
Sobald eine entsprechende Beobachtung gemacht wird (kann auch eine Aussage einer Person sein), muss in diesem Moment gehandelt werden. Wichtig ist eine klare Fallführung. In Jungwacht Blauring leben leben wir eine Null-Toleranz-Haltung und gehen Verdachtsmomenten konsequent nach. Hier wird nicht mehr verhandelt und ausdiskutiert, sondern alarmiert. Wende dich an das Kantonales und nationales Krisenteam, die helfen dir weiter.
Umgang bei Verdacht auf Straftat
ruhig und bedacht handeln, besprochenes aufschreiben
Nicht auf eigene Faust Tatverdächtige konfrontieren
Das Thema nicht im ganzen Leitungsteam besprechen oder öffentlich machen. Den Kreis der Vertrauten klein halten
Krisenteam und/oder externe Hilfe in Anspruch nehmen, siehe Intervention und Krisenmanagement
Keine (Vor-)Verurteilungen! Aussagen von Betroffenen ernst nehmen und Glauben schenken - dies ist aber noch keine Verurteilung.
Beispiele aus dem Jubla-Alltag
Du und Ich
Im Lager verbringt man viel Zeit auf engstem Raum. Schnell ist etwas «Dummes» gesagt oder gemacht. Ist dir jemand bei einem Sportblock zu nahegekommen? Oder war dir am Beauty-Abend mit der ganzen Schar irgendwie unwohl? Grenzen sind etwas persönliches und sehr individuell. Es gilt, diese zu akzeptieren. Sei also aufmerksam und sprich es an, wenn auch dir selber etwas unangenehm ist oder zu weit geht.
Kämpfen und Raufen…
…sind für viele Menschen, insbesondere Kinder positive Grenzerfahrungen. Berücksichtige bei der Spielwahl und der Gruppeneinteilung Alter und Geschlecht der TN. Definiere ein eindeutiges Stoppsignal. Alle sollen «Nein» sagen dürfen und es auch von andern akzeptieren. Versuche als Leitungsperson dennoch, die TN für Neues zu motivieren, um ihnen positive Erlebnisse zu ermöglichen.