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Geschlechtergerechte Kommunikation
Ziel der Jubla Schweiz ist die ganzheitliche Förderung von Kindern und Jugendlichen. Bei der ausserschulischen informellen Bildung in der Jubla spielen Vorbilder eine zentrale Rolle – auch was die Wahrnehmung von Geschlechterrollen betrifft. In der Jubla wollen wir geschlechtergerecht handeln, kommunizieren und einen Beitrag zur gesellschaftlichen Gleichstellung der Geschlechter leisten.
Wichtigste Voraussetzung dafür ist das Geschlechtsbewusstsein:
Unterscheidung zwischen der persönlichen Geschlechtsidentität, dem biologischen (angeborenen) Geschlecht und dem sozialen (angeeigneten/gelernten/anerzogenen) Geschlecht
Bewusstsein der Vielfalt der Geschlechtsidentitäten (es gibt mehr als nur Mann und Frau)
Bewusstsein, dass es innerhalb einer Geschlechtsidentität grosse Unterschiede gibt (nicht alle Personen desselben Geschlechts haben die gleichen Interessen und Fähigkeiten)
Ziel ist es, dass sich Kinder und Jugendliche in der Jubla nach individuellen Interessen und Möglichkeiten, frei von einengenden Geschlechterklischees/-zuschreibungen, entwickeln und entfalten können.
Es ist bewiesen, dass unser (verbales und non-verbales) Kommunizieren nicht nur unsere Vorstellungen abbildet, sondern auch formt und festigt: Wir fangen sozusagen an, so zu denken, wie wir sprechen. Sprache trägt massgeblich dazu bei, (geschlechter-)gerechte oder ungerechte Vorstellungen und Realitäten zu schaffen. Deshalb ist es wichtig, auf unsere Kommunikation zu achten. Gerade weil Diskriminierung meist unbewusst geschieht, ist es wichtig, bewusst und unter Zuhilfenahme von Hilfsmitteln auf geschlechtergerechte Kommunikation und eigene blinde Flecken zu achten. Hierzu dient diese Seite.
Allgemeine Hinweise
Die wichtigsten Grundsätze geschlechtergerechter Kommunikation in der Jubla:
Immer alle Personen nennen/sichtbar machen, die gemeint sind
Alle Geschlechter gleichwertig darstellen
Binäre Geschlechterdarstellung vermeiden
Geschlechtergerechte Sprache muss keineswegs umständlich sein.
Mit der aufkommenden Routine und sprachlicher Kreativität kann geschlechtergerechte Sprache einfach, abwechslungsreich und lustvoll sein. Sie schafft ausserdem Klarheit und Eindeutigkeit, verhindert Missverständnisse und leistet einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen Diskriminierung. Es gibt zahlreiche Hilfsmittel, um geschlechtergerecht zu kommunizieren:
Geschlechtergerechte Kommunikation beschränkt sich nicht auf die Sprache allein.
Sie zeigt sich z.B. auch in der Auswahl von Bildern oder Beispielen: Welches Geschlecht zeigt man auf Webseitenfotos? Bei welcher Aktivität? Welches Geschlecht nimmt in Fallbeispielen in Hilfsmitteln welche Rolle ein? Welchem Geschlecht werden beim Theater welche Berufsrollen zugeschrieben?
Tipps und Tricks
Darauf kannst du achten:
Immer alle nennen/sichtbar machen, die gemeint sind, damit sich alle angesprochen fühlen:
Keine Vorbemerkungen, dass der Einfachheit halber im Folgenden nur die männliche/nur die weibliche Form genannt wird. Denn diese Vereinfachungen setzen eine ständige Übersetzungs- und Ergänzungsleistung voraus, die nicht von allen geleistet wird.
Geschlechtsneutrale Formen verwenden: «Die Leitungsperson/en», «Die Leitung»
Pluralformen verwenden: «Die Angestellten» (statt «der/die Angestellte»)
Substantivierte Partizipien verwenden (funktioniert vrl. Plural): «Die Leitenden» / «Leitende sind...»
Gender-Stern verwenden: der*die bzw. ein*e Leiter*in / Leiter*innen, er*sie, Expert*innen, Bei unterschiedlichem Wortstamm: Ärzt*innen / Ärztin*Arzt
Kongruenzregel: «Auftraggeberin ist die Fachgruppe» (statt Auftraggeber ist die Fachgruppe»)
Einzelpersonen persönlich/namentlich und geschlechtsneutral ansprechen: «Liebe*r xy» statt «Liebe xx» / «Lieber xy» oder «Liebe/r Leiter/in»
Sprache gezielt als Sensibilisierungswerkzeug brauchen: «Das Märchen von Gretel und Hänsel»,
Kreativ umformulieren: «Fachkundiger Rat» statt «Rat des Fachmanns», «Wir suchen eine Person, die uns hilft» statt «wir suchen jemanden, der uns hilft» usw. (Achtung: Nicht auf Kosten der Prägnanz, d.h. keine umständlichen Satzkonstruktionen produzieren)
Wichtige Jubla-Rollenbezeichnungen (wenn möglich im selben Text gleiche Form durchziehen):
(Schar-, Gruppen-, Kurs-) Leiter*in:
Priorität 1: «Die Leitenden» (substantivierte Mehrzahl)
Priorität 2: «Die Leitungsperson» (geschlechtsneutrale Einzahl)
Priorität 3: «der*die / ein*e Leiter*in» / «Leiter*innen» (Gender-* Einzahl / Mehrzahl)
Präses:
Priorität 1: «Präsides» (Mehrzahl)
Priorität 2: «der*die / ein*e Präses»
Scharbegleitung:
«Die Scharbegleitung» («Scharbegleitende» nicht verwenden)
Lagercoach:
Priorität 1: «Lagercoachs» (Mehrzahl und ohne «e»)
Priorität 2: «ein*e / der*die Lagercoach
Das solltest du vermeiden:
Binäre Formen vermeiden (≠ Paarformen wie «Leiterinnen und Leiter» / ≠ Kurzformen mit Schrägstrich wie «Leiter/innen» / ≠ Binnen-I wie «LeiterInnen»)
Vermeidung von Klischees und einseitigen Wertungen: ≠ «Buben-Aktivität» / ≠ «Der Mann im Haus» / ≠ «Das starke Geschlecht» usw.
Da solltest du vorsichtig sein:
Pronomen: «alle sind...» statt «jeder ist...»
Berufsbezeichnungen: «Kontrolleur*in» statt nur «Kontrolleur»
Zusammengesetzte Wörtern: «Leitendenfest» statt «Leiterfest», «Zebrastreifen» statt «Fussgängerstreifen», «Teilnahmeliste» statt «Teilnehmerliste» usw.
Auswahl von Beispielen
Geschlechtsneutral formulieren und Stereotypen vermeiden:
Bei Aktivitäten nicht auf ein Geschlecht fokussieren, sondern wenn möglich geschlechtsneutrale Ausdrücke wie «Kinder/Jugendliche» verwenden. Auch alle Geschlechter bei kreativen und musischen Tätigkeiten, bei Pioniertechnik und sportlichen Tätigkeiten nennen und diese nicht bestimmten Geschlechtern zuordnen.
Insbesondere bei Beispielen mit Abhängigkeits- oder Hierarchieverhältnissen auf ausgewogene Verteilung der Geschlechter achten:
Verbands-, Kantons-, Schar- und Gruppenleitende, Fachgruppen-Mitglieder, Präsides, kirchliche Autoritäten usw. nennen
Bildliche Darstellungen
Stereotypen vermeiden:
Bewusst alle Geschlechter bei unterschiedlichen Aktionen zeigen: bei kreativen und musischen Tätigkeiten, Pioniertechnik und sportlichen Tätigkeiten.
Stereotype Farbklischees vermeiden: nicht nur blau/grün für Jungen/Jungwacht, pink/rosa für Mädchen/Blauring verwenden, sondern diese variieren oder evtl. sogar bewusst abwechseln (Dekonstruktion).
Alle Geschlechter ausgewogen darstellen:
Alle Geschlechter (bzw. Jungwacht/Blauring-Gruppen/-Scharen) sichtbar machen und gleichwertig darstellen (keine Unterschiede bzgl. Hinter-/Vordergrund, Ganzkörper/Portrait, Frosch-/Vogelperspektive usw.)
Insbesondere bei Beispielen mit Abhängigkeits- oder Hierarchieverhältnissen auf ausgewogene Darstellung der Geschlechter achten:
Nicht nur männliche oder nur weibliche Verbands-, Kantons-, Schar- und Gruppenleitende/ Fachgruppen-Mitglieder/ Präsides/ kirchliche Autoritäten usw. darstellen