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Eigenschaften spiritueller Animation

Die Methoden spiritueller Animation sind sehr vielfältig. Jede Methode lässt sich anhand der folgenden Eigenschaften beschreiben. Bei der Planung spiritueller Animation ist die Frage nach jeder einzelnen dieser Eigenschaften zu beantworten.


Ziel

Zeitpunkt

Sichtbare Handlung

 

Ziel

Die wichtigste Frage bei der Planung spiritueller Animation ist die nach dem Ziel. Grobziele:

  • Werte stärken

  • Besondere Momente hervorheben

  • Raum für Lebensfragen schaffen

Gruppengrösse

Spirituelle Animation ist grundsätzlich in jeder Gruppengrösse möglich, wobei sich nicht jede Methode für jede Gruppengrösse eignet.

  • Einzelperson

  • Kleingruppe z. B. Jubla-Gruppe, kleines Leitungsteam

  • Grossgruppe z. B. Schar, Kursgruppe, grosses Leitungsteam

  • Grossanlass

Ort und Umgebung

Spirituelle Animation ist nicht ortsgebunden. Sie kann grundsätzlich überall stattfinden.

  • Draussen z. B. auf freiem Feld, im Wald, auf dem Dorfplatz

  • Drinnen z. B. im Jubla-Lokal, in einer Kapelle, im Lager- oder Kurshaus, im Zug, im Zelt

  • Virtuell z. B. in den sozialen Medien

Zeitpunkt

Der richtige Zeitpunkt einer spirituellen Animation hängt von Ziel und Bedürfnis der Zielgruppe ab. Deshalb kann sie jederzeit stattfinden: beim Aufwachen, vor oder nach dem Essen, als ständiges Angebot (z. B. während Programmpausen), beim Schlafengehen, am Beginn, Höhepunkt oder Ende von Aktivitäten, Lager und Kursen. Spirituelle Animation kann geplant (einem langfristigen Bedürfnis entsprechend) oder spontan (aus einer Situation oder einem akuten Bedürfnis wie z. B. im Konfliktfall oder beim Eintreffen einer traurigen Nachricht) sein.


Dauer

Spirituelle Animation kann von wenigen Sekunden (z. B. Kurzinput vor dem Essen) bis hin zu einer ganztägigen Aktivität (z. B. Wanderpostenlauf mit Lebensfragen) reichen.

Art

Wie alle Aktivitäten in der Jubla kann spirituelle Animation verschiedenartig sein:

  • ruhig

  • kreativ

  • bewegt

  • gesprächig

Sichtbare Handlung

Bei spiritueller Animation sieht man die Teilnehmenden z. B. singen, musizieren, tanzen, (zu-)hören, beobachten, spüren, riechen, tasten, filmen, malen, basteln, bauen, spielen, diskutieren, meditieren, beten, schweigen, rollenspielen, schreiben, sich bewegen, etwas online stellen usw.

Symbolgehalt

Symbole sind Bedeutungsträger: Gegenstände, Handlungen, Zeichen und Wörter, die für Personen, Gruppen, Überzeugungen, Gefühle, Geschehenes oder Erwartetes stehen.

  • Symbolgegenstand z. B. Fahne, Pokal, Ring

  • Symbolhandlung z. B. Schulterklopfen

  • Symbolwort z. B. «Schmetterlinge im Bauch»

  • Kein Symbolgehalt

Religiöser Bezug

Spiritualität und spirituelle Animation kann, muss sich aber nicht auf Religion beziehen. Es soll bewusst entschieden werden, ob Inhalte, Zeichen, Symbole, Orte oder Personen eingesetzt werden, die religiösen Bezug haben. Spirituelle Animation kann sein:

  • religiös-konfessionell: sich auf eine bestimmte Religion beziehend

  • interreligiös: sich auf mehrere Religionen beziehend

  • nicht religiös: sich auf keine Religion beziehend

Ziel einer religiös-konfessionellen oder interreligiösen spirituellen Animation ist es, dass Teilnehmende, die einen religiösen Glauben haben, inhaltlich an diesen anknüpfen können, indem religiöse Deutungsmöglichkeiten angesprochen werden oder anklingen. Auf keinen Fall sollen dabei religiöse oder nicht religiöse Überzeugungen abgewertet oder als falsch dargestellt werden. Niemand soll ausgeschlossen, diskriminiert, überfordert, abgestossen oder irritiert werden. Eine Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, ist das mehrfache Deutungsangebot.


Ritual

Rituale eignen sich, um:

  • bei Übergängen klare Schnitte zu ziehen.

  • inhaltlich, formell und emotional abschliessen, verarbeiten oder einleiten, vorbereiten.

  • einer Zeitspanne einen Rhythmus zu geben (z. B. Gruppenstunde, Lager, Scharjahr).

  • Gruppenzusammengehörigkeit sichtbar zu machen.

  • etwas auszudrücken, das schwerfällt, in Worte zu fassen (z. B. Trauer).

Rituale haben eine starke Wirkung, weil sie mit ihrem Symbolgehalt auf einen höheren Wert hinweisen, wie z. B. Identifikation und Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder Wertegemeinschaft. Rituale sind vertraut und können ohne Erklärung wiederholt werden.

Typische Beispiele für Rituale

  • Handschlag zur Begrüssung

  • Siegerehrung mit Pokalübergabe

  • Ringübergabe bei Hochzeit

Typische Beispiele für Rituale in der Jubla

  • Roter Faden

  • Lied vor jedem Essen

  • Aufnahmeritual (z. B. Taufe)

Rituale und Spirituelle Animation

Nicht jedes Ritual ist spirituelle Animation - und umgekehrt. Spirituelle Animation und Rituale sind nämlich nicht das Gleiche, obwohl viele Rituale eine spirituelle Dimension haben können. Spirituelle Animation kann deshalb sein:

  • Kein Ritual z. B. spontane Lagerfeuerdiskussion über das Leben nach dem Tod

  • Ein Ritual z. B. Leitendentaufe

  • Eine Kombination aus mehreren Ritualen z. B. Weihnachtsfeier


Alter

Bezüglich Körperlichem, Sozialem und Emotionalem gelten bei der spirituellen Animation die gleichen Grundlagen wie bei allen Jubla-Aktivitäten. Eine Besonderheit bildet die religiöse Entwicklung bei Kinder und Jugendlichen, die durch ihr Umfeld (Familie, Religionsgemeinschaft/-unterricht) eine religiöse Prägung erfahren. Die religiöse Entwicklung verläuft modellartig in mehreren Stufen. Stufenübergänge werden durch Erfahrungen, Herausforderungen, Krisen und neue Gedankengänge ausgelöst. Es ist bei jeder Stufe möglich, stehenzubleiben oder in vorherige Stufen zurückzukehren.

Stufen 1 und 2: Glaubensvorstellungen sind konkret, fantasiebestimmt und menschenähnlich (z. B. Gott als weissbärtiger Mann) und werden in konkreten Bildern und Geschichten aufgenommen und ausgedrückt.

Ab Stufe 3: Glaubensinhalte werden vermehrt verallgemeinernd und symbolisch verstanden (z. B. Gleichnisse als Umschreibung). Negative oder positive Orientierung an gesellschaftlichen Vorstellungen und Fähigkeit, den eigenen Glauben durch innere oder äussere Widersprüche zu hinterfragen und zu verändern.

Diese Stufen beschreiben den Verstehenshorizont der Zielgruppe und so den Rahmen für die Methoden-, Sprach- und Elementwahl der spirituellen Animation. Die Teilnehmenden sollen weder unter- noch überfordert werden (indem z. B. eine persönliche Gottesvorstellung als «unlogisch» oder «falsch» disqualifiziert oder durch eine «richtige» ersetzt wird). Hingegen darf und soll spirituelle Animation durchaus Herausfordern oder Hinterfragen und so das eigene Nachdenken und allenfalls sogar Stufenübergänge fördern.

Stufe/Alter

Vorstellung

Stufe 1
bis 12 Jahre

Konkrete Vorstellung einer allmächtigen höheren Macht (z. B. Gott), die unmittelbar in das Leben der Menschen eingreift.

Stufe 2
8–12 Jahre

Vorstellung, der Mensch könne höhere Macht durch sein Handeln beeinflussen (z. B. Gebete, richtiges Handeln): eine Art Vertrag zwischen Mensch und höherer Macht («Wie du mir, so ich dir.»).

Stufe 3
12–16 Jahre

Der Mensch versteht sich als unabhängig von Einflussnahme einer höheren Macht. Diese wird auf Existenzursprung reduziert oder als inexistent abgelehnt.

Stufe 4
ab 15 Jahren

Vorstellung, sich als Mensch aus freiem Willen in Ordnung der höheren Macht einzugliedern, weil sie als vernünftig beurteilt wird. Höhere Macht als Voraussetzung des freien Willens.

Stufe 5
ab 20 Jahren

Menschliche Freiheit und Wirken der höheren Macht werden als miteinander verbunden und widerspruchslos empfunden.


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