Prävention und Risikomanagement: Transparenter Umgang mit Risikosituationen
Beziehungsarbeit zu Kindern und Jugendlichen bedingt Nähe, damit sich die Kinder wohl fühlen. Auch wichtig ist die klare und schützende Distanz. Damit diese Balance im Alltag für angehende und erfahrene Leitungspersonen gelingt, braucht es Reflexion, Austausch und Transparenz zu konkreten Alltagssituationen (z.B. Übernachtungssituationen, Duschsituationen, Spielsituationen mit Körperkontakten usw.), welche zu Risikosituationen werden könnten.
Transparenz bei und Reflexion von Risikosituationen
Wer im Graubereich Grenzen überschreitet, ist noch kein/e Sexualstraftäter/in und steht nicht unter Verdacht. Er oder sie ist jedoch verpflichtet, sich der gemeinsamen Reflexion zu stellen, das eigene Verhalten zu überdenken und zu korrigieren bzw. den Haltungen des Leitungsteams anzupassen.
Folgende Reflexionsfragen sollen handlungsleitend sein bei der Gestaltung von Risikosituationen in den Teams, von Rahmenbedingungen und Aktivitäten. Risikosituationen können mit diesen Fragen bereits im Voraus bewusst angegangen werden und diese gehören somit zur Organisation einer Gruppenstunde, eines Lagers oder zur Planung eines Geländespieles oder Ateliers.
Wie gestaltet man Risikosituationen angemessen, kindgerecht und möglichst risikoarm?
Was passt zur Rolle und Auftrag als Hilfsleitende, als Jungleitende, als Leitende, als Hauptleitende oder Begleitperson in konkreten Risikosituationen (Rollenklarheit) und was ändert mit zunehmender Verantwortung und Macht?
Wann müssen wir andere Leitende, die Eltern oder die Kinder/Jugendlichen informieren und Transparenz schaffen?
Was Risikosituationen anbelangt besteht unter euch Leitenden ein grosses Vertrauensverhältnis. Trotzdem dürft ihr nicht den Anspruch verlieren, durch Transparenz einen gelingenden Umgang mit Risikosituationen zu optimieren und beizubehalten. Rund um Risikosituationen begegnet ihr euch als Leitende zwar vertrauensvoll, aber ebenso anspruchsvoll. Gegenseitige Rückmeldungen und Austausch zu Nähe und Distanz im Graubereich sind wichtig und explizit erwünscht. Durch diese Feedback-Kultur und die mit ihr kommenden Transparenz und Qualitätssicherung erschwert ihr, dass Risikosituationen schrittweise für den Aufbau von sexueller Ausbeutung ausgenutzt werden können. Schrittweiser Abbau von Distanz gehen einer Tat voraus, lange bevor es zur Straftat kommt und gehört mit zum strategischen Vorgang von Tätern und Täterinnen. Mit gemeinsamen Haltungen rund um heikle Situationen schafft ihr Schwellen für den Aufbau von Taten.
Sensibilisierung und grenzachtende Gruppenkultur
Zu lernen, dass Grenzen individuell ausgestaltet sind und viel Respekt erfordern, stellt eine zentrale Entwicklungsaufgabe dar. In diesem Prozess müssen Kinder und Jugendliche behutsam und aus einer achtsamen Distanz begleitet werden. Rigide Regeln, welche jegliches Experimentierverhalten unter Gleichaltrigen tabuisieren und damit Erfahrung und Begleitung verunmöglichen, sind kontraproduktiv und erhöhen das Risiko von sexuellen Übergriffen unter Kindern und Jugendlichen. Transparente altersgerechte Regeln helfen, untereinander positive Erfahrungen zu machen und vermitteln zugleich Sicherheit. Die Verantwortung für die grenzachtende Gruppenkultur unter Kindern und Jugendlichen tragen indes immer die Leitenden. Transparente Regeln bedingen deshalb auch geklärte Haltungen unter Leitenden.
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