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In Jubla-Kursen steht das Fördern im Zentrum. In J+S-Kursen wird zusätzlich eine J+S-Anerkennung vergeben. Das heisst, die Teilnehmenden werden nicht nur gefördert, sondern auch qualifiziert. Werden bei Kursende die Mindestanforderungen für die Qualifikation trotz Fördergesprächen und Massnahmen nicht erfüllt, so kann es zu einer Nichtqualifikation kommen. Diese kann das Kursteam vor Fragen oder Herausforderungen stellen. Diese Hilfestellung unterstützt in diesem Prozess.

Bei Fragen kannst du dich an den*die kantonale*n Ausbildungsverantwortliche*n oder an ausbildung@jubla.ch wenden.

Die Informationen hier sind spezifisch auf das Thema Nichtqualifikation zugeschnitten, beachtet aber unbedingt auch die Schritte der Förderprozessplanung.


Vor dem Kurs: Wie versuchen wir, Nichtqualifikationen zu vermeiden? Wie sind wir trotzdem darauf vorbereitet?

Unser Ziel ist es, alle Teilnehmenden zu qualifizieren. Dies versuchen wir einerseits durch Aufnahmebedingungen und Kursempfehlungen und andererseits durch die Gestaltung des Kursprogramms und des Förderprozesses zu erreichen.

Aufnahmebedingungen und Kursempfehlungen: Die Kursprofile definieren für jeden Kurs Aufnahmebedingungen. Dadurch erfolgt eine gewisse Selektion. Zudem wird die Kursteilnahme durch eine Scharleitung bestätigt.

Programmgestaltung: Wir gestalten das Programm so, dass die Teilnehmenden an den Kurszielen arbeiten und sich darin üben können. Dazu kann es helfen, die Kursziele einzelnen Blöcken zuzuweisen und so sicherzustellen, dass es verschiedene Übungsgelegenheiten gibt (siehe z.B. Kompetenzmatrix).

Förderprozess: Bei Kursen mit Qualifikationen gibt es Fördergespräche in der Mitte des Kurses. Diese dienen dazu, den Teilnehmenden Rückmeldungen zu geben. Achtet darauf, dass die Teilnehmenden nach den Fördergesprächen nochmals die Möglichkeit haben, an den Kurszielen zu arbeiten. Klärt schon vor dem Kurs, wie ihr bei Uneinigkeiten im Kursteam zu einer Entscheidung finden könnt

Kursziele: Es lohnt sich, im Voraus im Kursteam ein gemeinsames Verständnis der Kursziele / Qualifikationskriterien zu schaffen. Dazu können beispielsweise Mindestanforderungen formuliert werden. So könnt ihr sehen, ob ihr alle vom gleichen redet und eine gemeinsame Haltung entwickeln. Zudem hilft eine konkrete Formulierung, als Orientierungshilfe kann die Methode SMART dienen.
Was nicht helfen soll, ist die Aussage, dass eine J+S-Leiter*in für 12 Kinder die Verantwortung übernehmen können muss und ansonsten keine Qualifikation gesprochen werden darf (siehe «Mögliche Gründe für Nichtquali».


Während dem Kurs: Wie begleiten wir Teilnehmende, welche Mitte Kurs die Mindestanforderungen noch nicht erfüllen?

Die folgenden Hinweise helfen sowohl in der Vorbereitung als auch in der Durchführung der Fördergespräche:

Gute Dokumentation: Es lohnt sich, Beobachtungen gut zu dokumentieren. Diese helfen beim Austausch im Kursteam als auch in der Vorbereitung des Fördergesprächs für konkrete Rückmeldungen und für ein allfälliges Nichtqualifikationsgespräch.

Zuteilung für Fördergespräche: Teilt die Gespräche je nach Erfahrung im Kursteam zu und nehmt falls nötig auch noch Wechsel vor.

Gute Vorbereitung auf ein Fördergespräch: Begleitet die Kursleitende in der Vorbereitung von herausfordernden Gesprächen, besprecht Ziele nochmals vor und bietet auch Nachbesprechungsmöglichkeiten an.

Transparenz in der Kommunikation und klare Zielformulierung: Den Teilnehmenden soll im Fördergespräch anhand von Beispielen klar aufgezeigt werden, welche Kursziele aktuell noch nicht erreicht sind – und dass sie deshalb zum jetzigen Zeitpunkt keine Qualifikation erhalten würden. Daraus folgt eine klare Zielformulierung, was bis Ende Kurs erreicht werden muss (= Qualifikationsziel). Diese sollen schriftlich festgehalten werden, so dass sich die Teilnehmenden daran orientieren können. Daneben sollen sich die Teilnehmenden auch individuelle Ziele setzen können (= Förderziel), denn Raum für Erfolge und eigene Entwicklung soll nicht vergessen gehen.

Übungsfelder aufzeigen oder schaffen: Unterstützt die Teilnehmenden darin, diese Ziele zu erreichen und kommuniziert ihnen das auch. Zeigt ihnen auf, wo und wie sie an diesen Zielen arbeiten könnten, besprecht Methoden oder Techniken, die unterstützen können oder teilt eure eigenen Erfahrungen. Es kann auch sinnvoll sein, zusätzliche Übungsgefässe zu schaffen. Diese bieten gleichzeitig auch eine Beobachtungsgrundlage.

Kursbesuch ohne Qualifikation: Es besteht die Möglichkeit, Teilnehmende nochmals auf die Option hinzuweisen, dass ein Kurs auch ohne Qualifikation besucht werden kann. In einem Fördergespräch kann das jedoch auch falsche Signale senden und soll nur je nach Situation gemacht werden (bspw. zu viel Druck vorhanden).

Folgegespräch anbieten: Es kann sinnvoll sein, den Teilnehmenden ein Folgegespräch anzubieten, um sie im Prozess zu begleiten.


Ende Kurs: Wie gehen wir mit einer Nichtqualifikation um? Was hilft in der Kommunikation des Entscheids?

Mögliche Gründe für eine Nichtqualifikation: Verstoss gegen Verhaltensgrundsätze von J+S oder gegen Haltungen der Jubla sowie Nicht-Erreichen der vereinbarten Qualifikationsziele.

Hinweis!

In Diskussionen fällt immer mal wieder die Aussage, dass eine J+S-Leiter*in für 12 Kinder die Verantwortung übernehmen können muss und ansonsten keine Qualifikation gesprochen werden darf. Das ist eine Falschaussage und kein Grund für eine Nichtqualifikation. In der Jubla sind wir nie alleine, sondern in einem Team unterwegs. Leitende sollen abhängig von Gruppe, Erfahrung, Aktivität und Verhältnissen ein angepasstes Betreuungsverhältnis bestimmen können. Dazu ist auch die Selbsteinschätzung ein wichtiger Faktor.

Klare Entscheidung in der Kursleitung: Stützt euch in der Diskussion auf die Ziele und die Beobachtungen, nicht auf Bauchentscheide. Stützt euch in der Entscheidung auf das im Förder- und Qualifikationsprozess festgelegte Vorgehen.

Gute Vorbereitung auf ein Nichtqualifikationsgespräch: Teilnehmenden mitzuteilen, dass es für eine Qualifikation nicht gereicht hat, fällt schwer und muss darum gut vorbereitet sein. Nimm dir deshalb genügend Zeit und mache Notizen, die dir helfen, das Gespräch zu leiten. Unterstützt euch dabei gegenseitig im Kursteam. Es empfiehlt sich, den Gesprächsablauf mit einem erfahrenen Kursleitungsmitglied zu besprechen oder vorher zu üben. Für die Vorbereitung auf ein Nichtqualifikationsgespräch hilft es auch, wenn du dich mit möglichen Reaktionen auseinandersetzt und dich auf diese vorbereitest. So wirst du nicht überrascht und bist für verschiedene Szenarien gewappnet.

Hilfestellung Ablauf Nichtqualifikationsgespräch

  1. Einstieg: Atmosphäre schaffen, Eisbrecher

  2. Erwartungen Inhalte: Ablauf erläutern

  3. Entscheid mitteilen

    • Unangenehme Mitteilungen offen und klar kommunizieren (kein beschönigen)

    • Zeit nehmen und geben, das Gespräch darf auch unterbrochen und später fortgesetzt werden

    • Sensibel sein für individuelle Reaktion, darauf eingehen und diese auffangen

    • TN fragen, ob er*sie gerne zuerst Beispiele und Begründung hören möchte oder offen ist für Selbstreflexion mit anschliessender Erklärung

  4. Rückmeldungen / Selbstreflexion

  5. Ausblick:

    • Zukunft planen und TN bestärken und motivieren

    • Ziele für die Zukunft und zukünftige Förderung

    • Ablauf nach dem Gespräch besprechen: Möchte TN die Scharleitung informieren oder soll das die Kursleitung machen? Kursleitung wird später so oder so noch Kontakt aufnehmen

  6. Abschluss: Bedanken, Angebot für Nachbesprechung mit anderer Kulei


Mögliche Reaktionen bei einer Nichtqualifikation

  • gleichgültig

  • stumm / reaktionslos

  • traurig

  • ängstlich

  • beschämt

  • enttäuscht

  • blockiert

  • verständnislos

  • anzweifelnd

  • nicht akzeptierend

  • rechtfertigend

  • aggressiv / wütend

  • erschrocken

  • fragend / hinterfragend

  • demotiviert

  • akzeptiert

Allgemeingültige Strategien

  • Zeit und Raum geben

  • Ruhig und sachlich bleiben

  • Bezug auf Fördergespräch mit klaren Zielen

  • Beispiele zur Erläuterung verwenden

  • Selbstreflexion des Kurses nutzen und anhand dieser einzelne Situationen, die zum Entscheid geführt haben, aufrollen

  • Betonen, dass es sich hier um eine Momentaufnahme handelt und es eine Gesamtentscheidung der Kursleitung und nicht einer Einzelperson ist.

  • Wieso ist er*sie in der Jubla? Aufzeigen, wieso er*sie so wertvoll für die Jubla ist

 Konkrete Beispiele und mögliche Strategien

TN reagiert nicht oder gleichgültig

  • Offene Fragen stellen

  • Zeit geben und sich Zeit nehmen

  • Plattform für Klärung und Fragen stellen

  • Allenfalls Gespräch mit anderer Kulei anbieten 

TN beginnt zu weinen

  • Gefühle zulassen

  • Taschentuch anbieten (zeigt Empathie, aber doch angemessene Distanz)

  • Zeit für Reaktion geben

TN fühlt sich hilflos

  • Auf TN und seine Scharsituation eingehen. Rückfragen, wieso er*sie sich hilflos fühlt.

  • Tipps geben für die Zukunft

  • Positive Aspekte nicht vergessen und auch diese mitgeben

  • Kurs kann auch später nochmals gemacht werden

TN redet sich raus

  • Genügend Beispiele vorbereiten zur Erklärung des Entscheids (objektive Beschreibung, Selbstreflexion der*des TN nutzen und anschliessend Perspektive der Kulei erläutern)

  • Pause einlegen, wenn nötig

  • Auf Ausreden eingehen, wenn dies zugelassen wird

  • TN zusammenfassen lassen, damit er*sie die Begründung versteht

TN wird aggressiv

  • Ruhig und sachlich bleiben

  • Zeit für Reaktionen zulassen

  • Kritik annehmen und offen sein für die Kommentare der*des TN

  • Nicht auf Aggression einsteigen und sich Zeit für überlegte Antwort nehmen

  • Wenn nötig Gespräch unterbrechen, Bedenkzeit geben und nach Sammeln Gespräch erneut aufnehmen

TN ist demotiviert

  • Positive Aspekte nicht vergessen und auch diese mitgeben

  • Gemeinsam eine Jubla-Zukunft planen

  • Erste Schritte zu Hause in der Schar organisieren

  • Zusammentragen, woran er*sie arbeiten kann für den nächsten Kursbesuch

  • Motivieren


Nach dem Kurs: Was gibt es noch zu tun? Was passiert bei einer Einsprache?

Schriftliche Begründung der Nichtqualifikation

Bei einer Nichtqualifikation muss eine schriftliche Begründung verfasst werden. Diese sollte so formuliert sein, dass der Entscheid auch durch Drittpersonen nachvollzogen werden kann. Sie kann von der teilnehmenden oder empfehlenden Person verlangt werden. Falls sich die Kursleitung dazu entscheidet, die Begründung den Teilnehmenden abzugeben, sollte sie klar als Momentaufnahme deklariert sein und motivierend formuliert werden. Sie soll so kurz wie möglich und so ausführlich wie nötig formuliert werden.

Für die schriftliche Begründung steht eine Vorlage zur Verfügung:

[Vorlage]

Drittpersonen informieren

Bei einer Nichtqualifikation wird der Entscheid auch derjenigen Person mitgeteilt, die den*die Teilnehmende*n für den Kurs empfohlen hat (z. B. Scharleitung). Im Gespräch mit dem*der Teilnehmenden muss deshalb auch geklärt werden, wer zu welchem Zeitpunkt informiert werden soll, so dass sich der*die Teilnehmer*in zuerst auch selbstständig melden kann. Hilfreich ist dabei, Fristen zu setzen, bis wann welche Information erfolgt. Auch ist es sinnvoll, den Gesprächsinhalt im Voraus abzusprechen.

Nebst der Begründung ist es auch sinnvoll bezüglich Anerkennungen für das nächste Lager nachzufragen, damit andere Leitende wenn nötig ihre Anerkennung noch auffrischen könnten. Bei Herausforderungen kann die Schar den*die Lagercoach kontaktieren.

Erziehungsberechtigte müssen nicht durch das Kursteam informiert werden.

Zukunft besprechen

Auch bei der Information Dritter über eine Nichtqualifikation lohnt es sich, den Fokus auf die zukünftige Förderung der Person und deren weitere Tätigkeiten in der Jubla zu legen.

Einsprache und Rekurs bei Nichtqualifikation

Teilnehmende haben das Recht, Einsprache auf einen Nichtqualifikationsentscheid zu erheben. Ein schriftlicher Bericht hilft, den Entscheid auch nach dem Kurs zu begründen. Bei einem Rekurs gegen eine Nichtqualifikation wird der Förderprozess durch J+S überprüft. Durch eine gute Planung des Förderprozesses kann sich die Kursleitung also absichern.

Aufbewahrung der Unterlagen

Ein Nichtqualifikationsbericht soll für den Fall eines Rekurses für die folgenden zwei Jahre aufbewahrt werden. Idealerweise erfolgt dies via kantonale Arbeitsstelle. Danach soll der Bericht gelöscht werden.


Weitere Infos


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