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Detailprogrammplanung
Die im Grobprogramm festgelegten Ausbildungs- und Fördergefässe werden in der Detailplanung ausgearbeitet. Die Kursleitung berücksichtigt dabei die Rahmenbedingungen der einzelnen Gefässe, definiert die Detailziele und Inhalte, wählt die passenden Methoden sowie Medien und Hilfsmittel und erstellt schliesslich einen schriftlichen Blockbeschrieb.
Ausbildung geschieht in Interaktion zwischen Teilnehmenden und Kursleitung sowie im Zusammenhang mit dem Thema. Das didaktische Dreieck zeigt auf, dass sich alles gegenseitig beeinflusst. Die Kursleitung macht das Thema durch Methoden, Präsentieren und Visualisieren zugänglich.
Ziele, Inhalte und Methoden können nicht unabhängig voneinander und vor allem nicht unabhängig von der Kursleitung und den Teilnehmenden betrachtet werden. In der Regel ist es sinnvoll, dass zuerst die Rahmenbedingungen geklärt, dann die Ziele gesetzt, die Inhalte definiert und zum Schluss die Methoden inkl. Sozialform und Medien gewählt werden.
Für eine vollständige Blockbeschreibung braucht es:
Ziele (abgeglichen mit Kurszielen aus dem Stoffprogramm)
Inhalte (aus dem Stoffprogramm)
Methoden (so beschrieben, dass verständlich)
Material (inkl. Kurshilfsmittel)
Eventuell Beschreibung von Sicherheitsaspekten
Rahmenbedingungen
Bevor die Kursleitung mit der Gestaltung eines Blocks beginnt, sollte sie sich über die Voraussetzungen im Klaren sein. Einige dieser Rahmenbedingungen kann sie anpassen, andere sind unveränderbar. In beiden Fällen fliessen sie in die Ausarbeitung des Programms ein.
Teilnehmende
Anzahl/Gruppengrösse: Wie viele Personen nehmen teil?
Kursstufe/Vorwissen: Welche Fähigkeiten und Erfahrungen werden mitgebracht? Was braucht es, damit sich die Teilnehmenden in der Wachstumszone bewegen?
Erwachsene: Werden die Bedürfnisse der Jugendlichen und jungen Erwachsenen berücksichtigt? (siehe Box Erwachsene)
Kursleitung
Anzahl: Wie viele Leitungspersonen stehen zur Verfügung?
Erfahrung: Wie sicher ist die Kursleitung im behandelten Thema?
Rolle: Agiert die Kursleitung vorwiegend als Ausbilder*in oder Beobachter*in?
Zeit
Tages-/Jahreszeit: Findet der Block am Morgen oder Abend statt? Mit welchen Temperaturen kann gerechnet werden?
Zeitpunkt im Kurs: Welche Blöcke fanden bereits statt? Wie gut kennen sich die Beteiligten untereinander?
Zeitreserven: Steht ein Zeitpuffer zur Verfügung? Sollen Pausen eingeplant werden?
Ort
Im Haus: Wie viel Platz steht zur Verfügung? Wo befinden sich Teilnehmende und Kursleitung? Wie werden sie zueinander platziert? Welche Infrastruktur steht zur Verfügung (Beamer, Flipchart usw.)
Draussen: Wie kann die Umgebung einbezogen werden? Welche Störquellen könnten Teilnehmende ablenken? Was ist bezüglich der Sicherheit zu beachten?
Erwachsene
In den meisten Kursen sind junge Erwachsene das Zielpublikum. Es ist hilfreich, Aspekte der Erwachsenenbildung zu berücksichtigen:
Erwachsene2...
wollen Hintergründe erkennen.
möchten reale Probleme lösen und den Nutzen im Alltag sehen.
möchten eigene Erfahrungen einbringen.
brauchen konkrete Bezüge, um damit den Transfer zu schaffen.
wollen handelnd lernen.
möchten auf die eigene Art lernen und selber Schwerpunkte wählen.
möchten an vorhandenem Wissen anknüpfen.
brauchen Erfolgserlebnisse.
wollen effizient lernen und eine gute Zeit in der Gruppe haben.
brauchen Kursleitende, die auf Augenhöhe sind sowie engagiert, echt und glaubwürdig auftreten.
wollen Kursleitende erleben, die wissen, wovon sie sprechen, und ihr Thema lieben.
möchten im vermittelten Thema einen Sinn erkennen.
wollen selbst entdecken.
brauchen Feedback während des Lernprozesses.
möchten Spass beim Lernen haben.
Ziele
Ziele helfen bei der Ausbildung und geben Orientierung. So werden am Anfang eines Blocks die Ziele bekannt gegeben. Das klingt einfach, das Thema «Ziele» ist jedoch sehr anspruchsvoll und teilweise voller Widersprüche. Theoretisch können keine Lernziele festgelegt werden, weil das Lernen von Teilnehmenden nicht direkt beeinflusst und somit nicht festgelegt werden kann, was gelernt wird. Häufig können sie deshalb vor allem als «Lehrziele» für die Kursleitung und als Orientierung für die Teilnehmenden verstanden werden.
Gute Detailziele ...
sind positiv formuliert.
sind konkret und überprüfbar (auch von den Teilnehmenden selbst).
sind erreichbar und sinnvoll.
beschreiben das Endverhalten der Teilnehmenden bzw. was sie am Schluss konkret können.
sind transparent, müssen aber nicht zwingend als «Ziele» genannt werden
Ziele können auf verschiedenen Ebenen formuliert werden:
Übergeordnete Kursziele: Die übergeordneten Kursziele definiert die Kursleitung nach dem Kursprofil und Stoffprogramm. Sie setzt sich übergeordnete Ziele, worauf sie den Schwerpunkt legt und was die Teilnehmenden am Ende des Kurses können sollen.
Kursziele: Die im Stoffprogramm definierten Kursziele sind eine Art Richtziele, die die Richtung angeben. Diese wurden nach den Kompetenzen definiert.
Detailziele: Aus den Kurszielen werden pro Ausbildungsgefäss Detailziele definiert, die im Rahmen dieses Ausbildungsgefässes erreicht werden sollen. Diese Detailziele definiert die Kursleitung beim Planen. Sie helfen auch bei der Auswertung eines Ausbildungsgefässes. Sie verfolgen die Fach-, Sozial- und Leitungskompetenzen.
Taxonomiestufen – Vertiefungsstufen
Die Taxonomiestufen nach Benjamin S. Bloom3 helfen bei der Formulierung von Detailzielen. Die Detailziele werden je nach Grad der Vertiefung verschiedenen Stufen zugeteilt. Es geht vor allem um eine Einteilung im kognitiven Bereich. Jede Vertiefungsstufe baut auf der vorangehenden Stufe auf und beinhaltet diese.
Inhalte
Was wird im Ausbildungsgefäss thematisiert, vermittelt oder erarbeitet? In der Planung definiert die Kursleitung die Inhalte der einzelnen Ausbildungsgefässe. Die groben Inhalte sind im Stoffprogramm festgelegt. Dort wird zwischen obligatorischen und zusätzlichen Inhalten unterschieden. Die Inhalte sind meistens in den Kurshilfsmitteln (v. a. schub) genauer ausformuliert und definiert.
Inhalte priorisieren
Wichtig ist, dass die Inhalte in den Ausbildungsgefässen in der nötigen Tiefe thematisiert werden. Je nach Kursstufe und individuellem Wissen braucht es manchmal mehr oder weniger, zudem ist es hilfreich, wenn die Teilnehmenden genügend Zeit haben, selbst noch gewisse Inhalte zu vertiefen. Es ist wohl kaum möglich, alles innerhalb der Ausbildungsgefässe und der zur Verfügung stehenden Zeit tief zu behandeln. So muss die Kursleitung die Inhalte priorisieren. Weitere Inhalte können allenfalls in anderen Gefässen nochmals aufgegriffen werden oder zu spezifischen Inhalten finden Wahlangebote statt.
Reihenfolge festlegen
Sind die Inhalte bestimmt, werden sie von der Kursleitung in eine Reihenfolge gelegt. Es gibt immer verschiedene Möglichkeiten und oft lohnt es sich verschiedene Varianten durchzudenken und sich, dann zu entscheiden. Die Abgrenzung und Wiederaufnahme von Inhalten aus anderen Blöcken ist anspruchsvoll. Um Wiederholungen zu vermeiden, ist es sinnvoll, immer wieder Rücksprache mit der ganzen Kursleitung zu halten.
Wahlangebot
Die Teilnehmenden kommen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Interessen in den Kurs. Durch Wahlangebote wird dieser Vielfalt Rechnung getragen. Die Teilnehmenden können sich dabei nach ihrer freien Wahl in ein Thema vertiefen. So werden sie individuell gefördert und gleichzeitig werden die Ressourcen der Kursleitung optimal eingesetzt. Mögliche Umsetzungen:
Methoden4
Eine Methode beschreibt, wie ein Thema erarbeitet wird, und entscheidet, wie die Teilnehmenden aktiv werden. Es gibt unzählige Methoden wie Bienenkorb, Domino, Gruppenpuzzle, Infoflash usw. Oft werden auch Spiele als Methoden beschrieben. Wir unterscheiden zwischen:
Mikromethoden gestalten einzelne Teile eines Ausbildungsgefässes bzw. eine Ausbildungssequenz. Dies ist z. B. der Bienenkorb für den Einstieg in ein Thema.
Makromethoden bestimmen die Struktur eines Ausbildungsgefässes und geben den Ablauf vor. Dies ist z. B. eine Werkstatt zu einem Thema über mehrere Tage.
Auswahl der Methoden
Die Auswahl der passenden Methode ist entscheidend. Die Methode muss sich für das gesetzte Ziel und den Inhalt eignen. Wichtig ist, dass die Methode nicht in den Vordergrund gestellt wird. Denn diese muss dem Ziel dienen und nicht umgekehrt. Vor- und Nachteile einer Methode können nicht generell gennant werden, sondern sind vom Kontext und der Situation abhängig. Mögliche Hilfestellungen für die Auswahl einer passenden Methode:
Zu welcher Blockphase des ARIVA-Modells soll die Methode passen?
Mit welcher Sozialform sollen die Inhalte erarbeitet werden?
Wie viel Zeit steht zur Verfügung?
Welches Material, welche Kurshilfsmittel und welche Medien stehen zur Verfügung?
Wie viele und welche Kursleitenden sind bei der Durchführung anwesend?
Wo und wann findet das Ausbildungsgefäss statt?
Wie viel Vorbereitung ist möglich?
Welche Art von Methode soll eingesetzt werden (kreativ, visualisiert, gesprächig, ruhig, bewegt, spielerisch)?
Welchen Zweck soll die Methode erfüllen (austauschen, auswerten, einstimmen, entscheiden, informieren, kennenlernen, üben, zusammenfassen)?
Konkrete Anpassung der Methode
Es gibt unzählige Methodensammlungen, die immer wieder neue oder auch bekannte Methoden beschreiben. Wichtig ist, dass jede Methode nicht einfach nach Beschreibung durchgeführt wird, sondern situativ an die gegebenen Rahmenbedingungen angepasst wird.
Sozialformen
Die Sozialform beschreibt die Art der Zusammenarbeit in einem Ausbildungsgefäss. Bestimmte Methoden geben die Sozialform vor (z. B. Expert*innenrunden), andere können in verschiedenen Sozialformen eingesetzt werden.
Plenumsarbeit
Die Blockleitung führt Regie, die Teilnehmenden hören zu und beobachten, antworten auf Fragen und reagieren auf Anweisungen.
Vorteile
Stark geleitetes Verständnis der Thematik
Grosser Einblick in eine Thematik
Nur eine Version des Inhalts wird vermittelt
Spart Ressourcen der Kursleitung
Nachteile
Teilnehmende bleiben eher passiv
Teilnehmende können mit zu viel Inhalt überhäuft werden
Gruppenarbeit/Partner*innenarbeit
Die Teilnehmenden erarbeiten Aufgaben möglichst selbstständig. Selbstständigkeit und Eigenverantwortung werden gefördert. Je nach Aufgabe und Ziel variiert die Gruppengrösse. Sinnvollerweise ist die Grösse der Gruppe dem Inhalt und der Methode angepasst.
Vorteile
Verbesserung der Lernkompetenz
Stärkung der Eigenverantwortung
Übung in Selbstorganisation
Kursleitung hat Zeit, die Teilnehmenden zu beobachten
Nachteile
Ergebnisse können unterschiedlich ausfallen
Grösserer Koordinationsaufwand
Einzelarbeit
Die Teilnehmenden lösen die von der Blockleitung gestellte Aufgabe alleine. Einzelarbeit ermöglicht einen Fokus auf den Inhalt, da keine soziale Auseinandersetzung mit der Gruppe oder dem Kurs stattfindet.
Vorteile
Geringe Ablenkung durch andere
Individueller Lernfortschritt
Individuelles Lerntempo
Nachteile
Fehlender Austausch
Kontrolle über Gelerntes nicht direkt ersichtlich
Medien, Visualisierung und Hilfsmittel
Die Visualisierung und der Einsatz von Medien unterstützen die Ausbildung. « Ein Bild sagt mehr als tausend Worte»: Medien und Visualisierungen eignen sich dafür, komplexe Zusammenhänge darzustellen. Durch das Visualisieren können Abläufe und Bezüge verständlich gemacht werden, die durch reinen Text nur schwer nachvollziehbar sind. Zudem erregen sie die Aufmerksamkeit. Ein pointiertes Bild oder ein ausdrucksstarkes Modell hinterlässt zudem einen bleibenden Eindruck. Ziel der Ausbildung ist, die Inhalte so zu vermitteln, dass möglichst viel hängen bleibt.
Medien und Materialien
Medien, die in einem Kurs eingesetzt werden, sollen den Inhalt unterstützen und den Rahmenbedingungen angepasst sein. Ein Beamer pro Kleingruppe ist oft zu aufwändig. Neben den typischen Medien wie Plakaten und Beamer sind auch Erlebnisse eine Möglichkeit, Erfahrungen zu visualisieren und Inhalte zu unterstützen bzw. erlebbar zu machen.
Visualisierung
Das Visualisieren hilft bei der Aufnahme von Informationen. Auch innere Bilder sind eine Visualisierung und unterstützen beim Lernen.
Hilfsmittel
In jedem Kurs ist der Einsatz von gewissen Kurshilfsmitteln obligatorisch. Diese sind im Stoffprogramm definiert. Im GK, GLK und SLK ist dies das Kurshilfsmittel «schub». Kurshilfsmittel können direkt in der Ausbildung eingesetzt werden und helfen bei der Visualisierung oder bieten Informationen für gewisse Methoden. Je mehr diese direkt in der Ausbildung genutzt werden, umso eher werden sie von den Teilnehmenden im Alltag eingesetzt.
Quellenangaben:
2Meyer, Ruth; Stocker, Flavia (2011): Lehren kompakt I. Von der Fachperson zur Lehrperson, Bern, 32 – 33.
3Bloom, Benjamin S.; Engelhart, Max D. (5. Auflage, 1976): Taxonomie von Lernzielen im kognitiven Bereich, Weinheim/Basel.
4Bachmann, Daniela; Bissig, Samuel; Blaesi, Niels; Brändle, Lea; Riha, Dominik; Würgler, Sara (2015): Methodenstark. Ideensammlung für vielfältige Aus- und Weiterbildung, Luzern, 12.
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